Die Wahl des richtigen Geländes

Schüler beim Orientieren auf dem Schulgelände

Klassenzimmer, Halle, Schulareal oder Wald?

Wenn eine Lehrkraft Orientierungslauf im Unterricht durchführen möchte, stellt sich ziemlich früh die Frage nach der Wahl des richtigen Geländes. Orientierungslauf kann sowohl im Klassenzimmer oder in der Turnhalle, als auch im Gelände um die Schule oder in einem nahen Wald- oder Wiesengelände durchgeführt werden.

Welches Gelände sich am besten eignet, hängt natürlich von der Schulart und der Klassenstufe, vom Wissensstand und Reifegrad der Schüler, von den örtlichen Gegebenheiten und nicht zuletzt von den beabsichtigten Unterrichtsinhalten ab. Eine pauschale Aussage, in welchem Gelände OL-Unterricht am besten durchgeführt werden kann oder soll, ist demnach nicht möglich.

Entsprechend dem methodischen Grundgedanken "vom Einfachen zum Schweren" ist natürlich - wo es möglich ist - eine aufbauende Reihenfolge, beginnend mit einem Hallen-OL über einen OL im Schulareal bis hin zu einem Wald-OL sinnvoll.


Orientierungslauf im Klassenzimmer oder Schulhaus

OL durchs Schulhaus

Vor allem im Grundschulbereich eignet sich das Klassenzimmer als OL-"Gelände" bestens. Grundschülern kann man die Grundzüge des Kartenlesens hervorragend mit einer "Klassenzimmer-Rallye" vermitteln.

Auch wenn mit Hilfe des Orientierungslaufs vor allem Lerninhalte anderer Fächer transportiert oder gefestigt werden sollen, bietet sich das Klassenzimmer als Austragungsgelände etwa für Rechen- oder Vokabel-OLs an.

Zum Kennenlernen des Schulhauses, etwa für Fünftklässler nach dem Übertritt, kann man beispielsweise auch eine Schulhaus-Orientierungswanderung durchführen, bei der bestimmte Fachräume (z.B. für Biologie oder Chemie) anhand einer Karte gefunden werden müssen.

Im Übrigen ist natürlich für den Orientierungslauf im Sportunterricht die Sporthalle oder das Freigelände zu empfehlen.


Orientierungslauf in der Turnhalle

Eine wetterunabhängige und einfache Möglichkeit, den OL in den Sportunterricht einzubinden, bietet die Turnhalle. Die Aufnahme einer Hallenkarte ist rasch geschehen, ein "Gelände" kann einfach und schnell aus der Vielzahl der verfügbaren Sportgeräte aufgebaut werden. Zettel mit Zahlen zum addieren und subtrahieren oder Buchstaben zum Bilden von Wörtern ersetzen die Posten. Beispielkarte für einen Hallen-OL

Vor allem als erster Schritt, die Grundzüge des Kartenlesens und der Sportart Orientierungslauf zu vermitteln, eignet sich der Hallen-OL. Aber auch schnelles Entscheiden unter Zeitdruck wird durch diese OL-Form auf engstem Raum gefördert.

Ein kleiner Hallen-OL kann auch als abwechslungsreiches und spielerisches "Warm-Up" für eine Sportstunde dienen. Dabei kann allein schon der Auf- und Abbau der Geräte als Unterrichtsinhalt gesehen werden, um Kartenverständnis bei der richtigen Positionieren der Geräte oder Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen beim gemeinsamen Auf- und Abbau zu beurteilen.

Konkrete Beispiele für eine OL-Unterrichtseinheit in der Turnhalle bietet die Rubrik Unterrichtsbeispiele für OL in der Halle.


Orientierungslauf im Schulareal

Schüler beim OL im Schulareal

Für die meisten Orientierungslauf-Varianten im Unterricht wird sich das Schulareal, also das unmittelbare Umfeld der Schule mit ihren Außensportanlagen, am Besten eignen. Das Schulareal bietet vor allem für erste OL-Schritte den Vorteil, dass es den Schülern im Wesentlichen bekanntes Gelände ist, aber dennoch in der Regel für die Schüler noch unbekannte Stellen und Ecken enthält. Die Aufsicht über die Schüler ist einfacher als in einem unbekannten Waldgelände, der Outdoor-Charakter des OL-Sports deutlich besser ausgeprägt und die Bewegungsmöglichkeiten selbstverständlich viel umfangreicher als in der räumlich begrenzten Turnhalle.

Als kleine Hürde stellt sich meistens die notwendige Erstellung einer OL-Karte des Schulareals heraus. In der Regel genügt jedoch eine einfache Schwarz-Weiß-Karte, die durch eine Flurkarte mit ein paar zusätzlich eingezeichneten Objekten schnell und einfach kopierbar erstellt werden kann. Doch auch, wenn es eine OL-Farbkarte sein soll, kann diese mit geringem Einarbeitungsaufwand entweder von der Lehrkraft selbst oder im Rahmen eines Schülerprojekts (beispielsweise ein P-Seminar der gymnasialen Oberstufe) erstellt werden. Falls dies nicht möglich ist, bieten die aktiven OL-Vereine in der Regel gerne ihre Hilfestellung an.

Konkrete Beispiele für eine OL-Unterrichtseinheit im Schulareal bietet die Rubrik Unterrichtsbeispiele für OL im Freien.


Orientierungslauf im Wald

Ein Orientierungslauf im Wald ist natürlich in Punkto Naturerlebnis, Abenteuer und Herausforderung ein Höhepunkt. Bei Neulingen ohne Grundkenntnissen im Orientieren sollte im Waldgelände jedoch bei der Bahnlegung besonders auf die Schwierigkeit der gestellten Orientierungsaufgaben geachtet werden. Dabei gilt, dass OL in kleineren Waldstücken oder in einem Areal mit größeren Wiesen-Anteilen tendenziell einfacher ist als in einem großen, zusammenhängenden Waldgebiet.

Schüler beim OL im WaldDer Punkt Aufsicht und Sicherheit sollte natürlich bei den Überlegungen ebenfalls eine Rolle spielen. Unbedingt sollte auf die Wahl der richtigen Kleidung (Schuhe mit ausreichend gutem Profil und lange Hose gegen Zecken) geachtet werden.

Durch einen geführten Kartengang im Wald in der Gruppe kann die Lehrkraft jedoch zahlreiche Lerninhalte hervorragend vermitteln. Wo sich ein Waldgebiet in unmittelbarer Nähe des Schulareals befindet, bietet sich natürlich unter Umständen auch eine Kombination der beiden Geländetypen bei einem Unterrichts-OL an. Vor allem für die höheren Klassenstufen bietet der Wald die beste Möglichkeit, nach Erlernen von OL-Grundkenntnissen im Schulareal die Schüler vor neue Herausforderungen zu stellen.

Noch stärker als beim Schulareal stellt sich beim Waldgelände die Frage nach einer verwendbaren OL-Karte. Wo nicht bereits eine aktuelle OL-Karte besteht (siehe bayerisches OL-Karten-Verzeichnis), kann man entweder eine topographische Karte verwenden (via BayernAtlas oder Bezug über die Vermessungsverwaltung) oder einen nahegelegenen OL-Verein um Unterstützung bitten. Das Waldgebiet selbst zu kartieren stellt zwar eine weitere Möglichkeit dar, ist für unerfahrene Kartenaufnehmer in der Regel aber sehr anspruchsvoll.

Konkrete Beispiele für eine OL-Unterrichtseinheit in Wald- oder Wiesengelände bietet die Rubrik Unterrichtsbeispiele für OL im Freien.





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